Donnerstag, 27. März 2014

Einige, wenige Tage Ferien vom Ärztekarussell.

Heute, am zweiten Tag nach der Zaubertrankinfusion in Erlangen, bin ich mit Uschi und Ingrid nach Marienbad gefahren, Auszeit aus dem Krankenstand.
Wir fuhren direkt nach der Blutabnahme heute Morgen los und waren nach 2 1/2 Stunden in Marienbad und damit in einer anderen Welt angekommen.
Man fährt, von der Grenze erst eine knappe Stunde durch wunderschöne Landschaften mit vielen Seen, sportlichen Angeboten aber nichts aufregendes und auf einmal am Ortseingang von Marienbad sieht man sich in einer Welt aus dem 19. Jahrhundert und fühlt sich um 100 Jahre zurück versetzt. 
Villen, Hotels, Kuranlagen, Spielbanken auf engstem Raum, von den vielen Geschäften, Cafés, Restaurants und Boutiken ganz zu schweigen, immer verbunden mit einem wunderschönen Kurpark.
Wir fanden unser sehr schönes Hotel Villa Patriot, www.villapatriot.cz, auch ziemlich bald und checkten ein... 
Nach einem kleinen Imbiss gingen wir im Sonnenschein die Stadt erkunden und in 2 Stunden haben wir noch nicht mal die Hälfte davon gesehen. Ein Tschechisches Gasthaus wo noch geraucht werden darf und  mit Sicherheit um 1910  eröffnet wurde, beendete unseren Rundgang.
Jetzt um 19:00 Uhr haben wir das erste Dreigängemenü in unserem Gourmethotel.
Das Schmankerl heute Nachmittag lässt auf die schönsten Überraschungen hoffen...
Ich muss los, und habe HUNGER - endlich mal wieder...
Bis zum nächsten Mal, grüßt aus Tschechien , wo man übrigens kein Wort versteht,
Christel
PS: mir geht es heute am zweiten Tag danach sehr gut und ich fühle mich topfit !!!!

Sonntag, 23. März 2014

endlich wieder Zaubermittel... Zaubertrank die dritte

Letzte Woche war ich in der Klinik, einen Tag und eine Nacht länger als geplant, weil mir der Port  gelegt wurde. Leider waren danach meine Blutwerte nicht so gut und man konnte mir den Zaubertrank für diese Woche nicht verabreichen. So war nun gestern die dritte Portion angesagt: diesmal wieder die große Dosierung, also ein Mix aus allerhand geheimen Mittelchen-wie es eben bei Zauberern so ist, und ich habe bis heute alles gut vertragen.
Aber die gute Nachricht der Woche:
 bei der letzten Untersuchung, dem Knochenszyntjigramm, ist keinerlei Befund! Also keine Metastasen in den Knochen Gerüst-nichts, rein, nozhing,, nada!
Yippppiiii!
So wie ich gestrickt bin, möchte ich das ja sofort alles beenden und nach dem Motto, ich hab mal diese Krankheit an beschnuppert und jetzt reicht es; ist es ja keinerlei Befund.
Aber selbst ich weiß, dass es so nicht geht! Ich muss und werde den nicht ganz so leichten Weg bis ans Ende gehen und wer mag kann mich dabei begleiten. 
Ich freue mich auch über Feedback,
 alles ist inzwischen freigeschaltet und natürlich beantworte ich gerne Fragen.
Wer mag und jemanden in seinem Freundes oder Bekanntenkreis hat, der auch betroffen ist, kann den Blog gerne weiterleiten!
Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal
Eure Christel


Donnerstag, 20. März 2014

Zaubertrank die Dritte:

Zwei Kilo abgenommen - unter anderen Umständen wäre das ganz toll, aber jetzt? Nicht so schön.

Nasenbluten, das hat man mir auch gesagt,...trotzdem nicht schön...
Heute nun am 18. April,  wurde in Vollnarkose und mit, einer Übernachtung der Port gelegt.

Ich sitze im, KH-Bett und schreibe:
Wir sind zu zweit im Zimmer und meine Nachbarin schnarcht! Ist aber eine ganz Liebe und 74- ich ja wiedermal blutjung!

Der Port ist von jetzt an der Eingang direkt in meine Hauptvene, oben links zwischen Achselhöhle und Brustansatz -weil der Tumor rechts sitzt. ER der Port, soll lebenslang(...?) drin bleiben, weil sich JEDER Sani drüber freut, zB bei einem Verkehrsunfall....nicht schön - für mich - vielleicht schön für den Sani???
Seh ich aber ein; und "Lebensende....??????"- dennoch nicht schön!

Heute morgen nun um 6:15 war ich nüchtern auf der entsprechenden Station und es ging alles sehr professionell, schnell und gut über die Bühne.

Nach einem frühsportlichen Dauerlauf zweier Lernschwestern, jung, hübsch und schön, durch die Katakomben der Uniklinik Erlangen - gefühlte 10 km, in Echtzeit aber doch 11 Minuten; die Mädels haben gestoppt; ich lag mit schickem OP-Kittel (niedliche kleine grün-graue Karo-Versuche auf weißem Grund) auf meinem Tagesbett und sah von unten in Nasenlöcher von allen Vorübergehenden/Eilenden und las das Bedauern in den Gesichtern...
ich wär euch lieber an die Seite getreten um betroffen zu gucken...nicht schön!

Im Op-Sall verabschiedete mich ein großes Orchester (8 Männer und Frauen in olivenfarbenen OP-Kitteln), in meine Träume...sie fragten noch, wovon ich träumen wil, ich antwortete "von einer Lanschschft...schöööööne"; und frag mich rübergleitend, sozusagen noch im Abgang, warumm haste nicht "von Kühen" gesagt?

ZU spät - die jungen Studenten müssen ja auch üüüüben...aaaaber  der Herr Oberarzt gab mir nach kurzem Vorstellen noch schnell die Hand (von mir aus gesehen eine lächerliche Geste - man reagiert ja noch halbohnmächtig in alten Regel, Mustern und Rastern..."Christel Keller" hab ich noch fast fehlerfrei rausgekriegt; soo genau wollte er das glaube ich nicht wissen... auch nicht schön.

Als ich erwachte im, genau, Aufwachraum, jubelte mir eine blonde Göttin, ca 40 und mit Ringellocken zu "alles super, alles gut, SIE haben das toll gemacht..!" häää??

Wieder zurück in meinem Zimmer, diesmal auch im Dauerlauf aber mit geschlossenen Augen, wurde ich versorgt mit allem, was ein frisch Operierter braucht.

Bis heute Morgen hatte ich drei sich abwechselnde, sehr nette Zimmergenossinnen. Und seit gestern Abend, 21:30 Uhr, bin ich allein in einem riesengroßen Zimmer...

7:00 Donnerstag, 20.03.2014
Gerade ist die Visite rausgerauscht (acht Frauen und ein wunderschöner, junger, netter Oberarzt!) erklärte mir meinen Zustand: Ein viraler Infekt, ein kleiner Virus, keiner weiß woher. 
Außerdem weitere Ergebnisse zu meinem Karzinom: Es ist genetisch bedingt und ich muss in eine entsprechende Beratung mit unschönen Konsequenzen, über die ich jetzt noch gar nicht nachdenken will. Aber natürlich werde ich zu der Beratung gehen.

Ich bekomme also diese Woche keinen Zaubertrank - am Dienstag geht es dann ganz normal im Rhythmus weiter.

Donnerstag, 13. März 2014

Zaubertrank die Zweite...

Heute war ich um 9:00 Uhr da und es waren mindestens 30 Patientinnen vor mir! Aber dennoch ging es relativ zügig. Heute ist der Tag, an dem ich nur zwei Zaubersäfte eingefüllt bekomme, sonst, alle drei Wochen drei.

Ich hatte im Krankenzimmer dann eine sehr nette Mitstreiterin aus Höchstadt: Sie ist Gewerbe - und - Kunsthandwerk-Lehrerin an der Maria-Ward Schule in Bamberg, 51 Jahre, hat zwei halb erwachsene Töchter und einen Mann. Sie bekam schon ihre siebte Chemotherapie, die gleiche Dosierung wie ich, sehr routiniert, lässig und hat mit mir über alles was ich wissen wollte gesprochen.

Auch dieses Mal ist es so: Ab etwa einer halben Stunde wirkt das Beruhigungsmittel und ich habe das Gefühl, als hätte ich 2-3 Gläser Weißwein (kühlen, hellgrünen, einen an Frankreich/Italien erinnernden) intus; kein schlechtes Feeling, vielleicht gewöhne ich mir das nach dieser Schwangerschaft an? Aber natürlich mit gekühltem WEIßWEIN !!!

Ich weiß gar nicht ob es wirklich so rauskam, ich sehe den Sinn des Blogs nicht darin, mich zu profilieren, sondern wirklich anderen zu helfen.
Denn die Panik nach der Urteilsverkündung (der Diagnose) war wirklich mit Händen greifbar und ich hatte das große Glück eben eine ehemalig betroffene und inzwischen Gesunde zu treffen.
Und alle können mich gerne, wie immer anrufen, nur eben nicht zum Hauptthema, nach dem Motto,"... hab ich Dir das schon erzählt, oder der Hannelore....?" siehe Blog!

Die ersten 24 Std nach der Chemo sind nicht sehr lustig, aber da ich inzwischen weiß, was alles zwicken, aussetzen oder stören kann - es geht vorüber - 24 Stunden sind ein niedriger Preis.

Ich will hier auch über die körperlichen Veränderungen berichten:
Ich fühle mich, nach dem ersten Tag, wieder fit, habe heute Malkurs gegeben und meinen ganz normalen Tagesablauf gelebt. Allerdings bemerke ich, wie sich meine Haare verändern: die Locken verabschieden sich, sie werden platt und auch im bisschen spröde. Ich rechne damit, dass sie in wenigen Tagen beginnen auszugehen.

Ich habe auch kaum Appetit, nur manchmal, Lust auf irgendetwas, meist herzhaftes- auch hier wieder wie bei einer Schwangerschaft!
Viel mehr gibt es heute nicht zu berichten, ich melde mich wieder nach dem dritten Chemotag.

Alles Liebe bis dahin und einen schönen Frühling!

Dienstag, 11. März 2014

Warum ich diesen Blog schreibe:

Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht jedem, immer alles erzählen möchte: denn die Krankheit schreitet ja fort, und damit auch das Procedere. Ich weiß ja gar nicht mehr was ich mit wem, wann worüber gesprochen habe. Heute habe ich erfahren, dass man während der Behandlung auch tüddelig wird; der eine oder andere wird sagen, "nicht erst seit der Behandlung!" (ich HÖÖÖRE alles und kann mir auch vorstellen wer!".....)

Wen es also interessiert: meine Fortschritte, meine Heilung und der derzeitige Istzustand, der kann gerne jederzeit den Blog verfolgen. Ich habe mir vorgenommen, regelmäßig einige Zeilen zu schreiben, damit alle,die es interessiert,informiert sind.

Man kann sich 71 , ,Jahre lang gesund ernähren, möglichst wenig Alkohol trinken, naja früüüüher etwas mehr....natürliche zum Genuss und entsprechenden Anlässen, Sport treiben, und immer im Hinblick auf die Gesundheit auf ein langes, schönes Leben v e r s u s c h e n das zu schaffen. Die Betonung liegt auf VERSUCHEN....

Und dann kommt er, der Anschlag:
Vor fünf Wochen schmerzte meine rechte Brust, um beim nachsehen, tasten, fühlen entdeckte ich einen relativ kleinen Knoten. Das ganze, kurz vor einem Termin mit der Frauenärztin, den ich dann auch noch vorzog; Ultraschall, bestätigte meinen und unseren Verdacht und sie überwies mich sofort in das MSC (Mammagraphie Screening Center in Bamberg); weitere Untersuchungen begannen und als Höhepunkt dann die Biopsie ( Stanze). Nicht schön!

Das Ergebnis davon war, nach einem bangen Wochenende niederschmetternd: Ein bösartiger, aggressiver, schnellwachsender Knoten: Brustkrebs!

Der Himmel, die Vorsehung, Führung, man kann es nennen wie man will: jedenfalls landete ich beim Brustkrebs-Papst: in der onkologischen Tagesklinik von Professor Beckmann in Erlangen, Uniklinik.

Die Odyssee begann:
Einen ganzen Tag von 8:00 Uhr bis circa 17:00 Uhr mäanderte ich, immer mit der engbeschriebenen und terminlich kaum zu schaffenede Wegskizze in der Hand, durch das Unigelände-mir steht das goldene Wanderabzeichen von Erlangen zu- natürlich der schwierigste Grad: ohne Wanderschuhe!!
Nun bin ich kurz vor meiner zweiten Chemo, immer dienstags für ein halbes Jahr bekomme ich sie in Erlangen und zweimal pro Woche dann Blutabnahme und Kontrolle in Bamberg beim Hausarzt.
Soviel zum ist Zustand.

Ich werde ab jetzt in meinem Blog darüber berichten, wie's mir geht wie sich was vielleicht, vielleicht auch nicht, verändert. Und hoffentlich kann auch ich jemanden die panikartige Angst davor nehmen. Dann hätte das ganze ja wenigstens einen Sinn.

Am Anfang hatte ich natürlich sehr viel Angst-das übliche: Die Endlichkeit, die Angst um all meine Lieben, Angst vor Schmerzen und so weiter; aber die Exe, gewesene Lebensgefährtin meines Freundes, patchwork-mäßig verstehen wir uns ja alle gut, nahm mir in einem langen Gespräch vor einer Woche fast alle Befürchtungen, Angst und Sorge!

Sie hatte das ganze ca vor vier Jahren beendet und musste auch durch das übliche Procedere: die volle Packung: OP, Chemo, Bestrahlung, natürlich Chemie, Tabletten ohne Ende und sie hat währenddessen normal weitergelebt, in einem stressigen Job gearbeitet, Sport betrieben (moderat), ihr gesellschaftliches Leben weitergeführt usw.

Meine Befürchtung war ja zu aller erst, dass ich jetzt für Wochen und Monate krank in der Ecke liege!
Außerdem sind die Gespräche auf der Station in der Uniklinik, alle sind mehr oder weniger gleich betroffen, auch sehr tröstlich und man kann wirklich jede Frage stellen und die anderen sind vorbildlich, in der Art, wie sie damit umgehen..
SELBSTHILFEGRUPPE!!!
Von jung, ca 20 Jahre bis alt, ca 80 Jahre sind alle Altersklassen vertreten, ich liege im guten Mittelfeld...: und vor Ländergrenzen macht diese Krankheit auch nicht halt: ein altes türkisches Ehepaar war da (kurzfristig habe ich sie beneidet, denn die Frau trägt ja ein Leben lang Kopftuch), aber wirklich nur kurz; eine junge, schöne langhaarige und naturblonde Juristin (Perücke), eine circa 40-jährige Türkin usw ; in jedem Stadium: mit Haaren-ich noch!, Haaren die gerade wie ein Flaum zart sprießen, mit Glatze, mit Perücke, mit Tüchern und Mütze etc.

Beim ersten Mal, war ich die Neue und wurde wirklich mit großen Herzen liebevoll aufgenommen! Meine jetzige Einstellung ist die: ich sehe das ganze wie eine Schwangerschaft, nur, dass ich das Kind am Ende gar nicht haben will!
Und während des Verlaufs einer normalen Schwangerschaft verändert sich ja auch alles, der Körper, die Einstellungen, die Frau, die Liebe; die Liebe zum Partner, die Liebe zum Kind, die Liebe zu sich selbst, die Liebe zum Leben - man kann das Wort LIEBE gar nicht oft genug sagen !!
und so sehe ich das inzwischen auch. Ich will so weiter leben wie bisher, und wenn es mich mal doch in die Ecke haut, dann muss ich eben einen, oder mehrere Tag aussetzen.

Was ich aber, schon mal als sehr positives erleben durfte: ich werde von all meinen Freunden, Verwandten und vor allem der Familie so sehr mit so viel Liebe umsorgt, dass mir jetzt schon das Herz aufgeht und aufgegangen ist !
Dessen war ich mir so nicht bewusst...!

Danke, ihr LIEBEN alle!